Logengründer Settegast
„Es ist ein Los, nicht vielen Sterblichen gegeben. 50 Jahre am rauhen Stein des eigenen Ich arbeiten und nimmer dabei das hohe Ziel verlieren, dass an sich selber arbeiten für die Menschlichkeit einen Baustein bereiten hilft; - wahrlich, wer dessen gerühmt wird von den Seinen, der hat ein Leben, das lebenswert genannt werden kann. In solcher Art ist Hermann Settegast ein halbes Jahrhundert Freimaurer gewesen“.
Mit diesen Worten wurde der Gründer der Loge „GERMANIA ZUR EINIGKEIT“, Hermann Settegast, im Jahre 1904 in den Mitteilungen der Provinzial-Großloge von Hamburg in Berlin, „Baustein“, beschrieben. Und tatsächlich gilt der Agrarwissenschaftler Settegast in der Freimaurerei als großer Reformer.
Lebenslauf:
Hermann Settegast wurde am 30. April 1819 in Königsberg geboren. An der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität studierte er Naturwissenschaften und wechselte 1845 an die Uni Hohenheim (Landwirtschaft). Von 1847 bis 1856 war er Verwalter der Königlichen Domäne Proskau in Schlesien und Lehrer an der dortigen Landwirtschaftlichen Akademie. 1857 wurde Settegast zum Direktor der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Akademie Waldau berufen. Sechs Jahre später wechselte er an die Proskauer Landwirtschaftsakademie und beendete seine wissenschaftliche Karriere an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 1889. 1869 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt.
Ebenfalls 1869 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Uni Breslau. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt lag vor allem auf dem Gebiet der Tierzucht. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen während dieser Zeit gehören zwei Schriften über die akademische Ausbildung der Landwirte: „Die landwirthschaftliche Akademie Proskau“(1864) und „Der landwirthschaftliche Unterricht“(1873). 1868 veröffentlichte Settegast „Die Thierzucht“, von dem bis 1888 fünf Auflagen erschienen sind. Es gehört mittlerweile zum Standardwerk der Agrarwissenschaften.
Der aktive Freimaurer Settegast veröffentlichte auch zahlreiche Schriften über die Rolle und Ziele der Freimaurerei und gründete selbst eine Großloge (Große Freimaurerloge von Preußen).
In den vor 1893 in Preußen arbeitenden Logen der Großlogen „Zu den 3 Weltkugeln“, „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ und “Royal York“ wurden Suchende (also potentielle neue Mitglieder) jüdischen Glaubens regelmäßig abgelehnt.
Die Ablehnung aufgrund der Religionszugehörigkeit hielt Settegast unvereinbar mit den „Alten Pflichten“. Er wollte diese Praxis ändern, indem sich diejenigen Brüder, die sich gegen eine Aufnahme ausgesprochen hatten, vor dem Meister vom Stuhl (1. Vorsitzender der Loge) erklären mussten. Eine Ablehnung aufgrund der Konfession des Suchenden sollte dabei nicht mehr akzeptiert werden. Diese Vorgaben wurden in den alt-preußischen Logen abgelehnt. Settegast aber setzte alles daran, diese Reform durchzusetzen.
Auch heute noch verstehen sich die die Brüder der Loge „GERMANIA ZUR EINIGKEIT“ als Mitglieder eines Bundes, der nach den Prinzipien von Humanität und Toleranz Freimaurerei als eine Lehr- und Lernmethode betreibt, ganz nach dem Vorbild ihres Gründers Settegast. „Der Respekt vor dem Andersdenkenden und die stetige Übung der Tugenden führen zu einem Wandel des Bewusstseins, der uns in der profanen Welt die Kraft gibt,, Weisheit, Stärke und Schönheit zu erkennen“, heißt es im Vorwort einer Sammlung von Schriften über den Logengründer. Diesen Worten fühlen wir uns auch heute noch verpflichtet.